Aus zwei oder mehr Stoffen einen ganz neuen machen – das klingt wie ein Märchen. Stroh zu Gold spinnen beispielsweise, wie Rumpelstilzchen. In unseren modernen Zeiten ist diese Art von Zauberei freilich schon Alltag geworden: In der Chemie nennt man das einfach Synthese. Sophie Kreutzmann zum Beispiel, die 23-Jährige Chemielaborantin von Trinseo in Schkopau, macht das fast jeden Tag.
Die junge Frau arbeitet im Forschungslabor des Synthesekautschuk-Herstellers aus Sachsen-Anhalt, der am Standort über 500 Mitarbeiter beschäftigt, über zehn Prozent davon in der Forschung. Ihre Aufgabe: Diverse Stoffe miteinander mischen, unter unterschiedlichen Bedingungen zur Reaktion bringen, sowie beobachten und notieren, was passiert. Also Synthesen im Labor durchführen.
„Das Ziel dieser Arbeit ist es, noch besseren Synthesekautschuk herzustellen“, sagt sie.
Jeder Tag bringt Neues
„Im Werk fertigen wir vor allem SSBR, in Lösungsmittel hergestellten Styrol - Butadien - Kautschuk (SSBR)“, erklärt die junge Frau. Das Material werde etwa in der Lauffläche von Reifen verwendet. Es verringert den Rollwiderstand von Reifen. „Dadurch lässt sich der Sprit-Verbrauch eines Autos um fünf bis zehn Prozent senken.“ Zudem haften die Reifen gut bei Nässe, wiegen weniger und halten länger.
Vom S-SBR-Kautschuk aus Schkopau werden jährlich hunderttausende Tonnen verkauft. Aber natürlich, alles lässt sich verbessern. Und Sophie Kreutzmann arbeitet seit zwei Jahren mit Begeisterung in dem Trinseo-Team, dass sich dieser Aufgabe stellt. „Das ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, jeder Tag ist anders, die praktischen Arbeiten sind herausfordernd“, erzählt die junge Frau, jeden Tag lerne man etwas Neues hinzu.
Ausgangsstoff für S-SBR sind Styrol und Butadien, die aus Rohbenzin gewonnen werden. Aus den kleinen Molekülen wird zunächst Latex hergestellt. Das wird mit Dampf und Hilfschemikalien aufgebrochen, die Moleküle verbinden sich zu einem Kautschukkrümel. Das Butadien-Molekül im Kautschuk bleibt wegen einer freien Bindungsstelle reaktionsfähig – das ist der Kleber im Material.
Und die Voraussetzung dafür, dass der Kautschuk sich beim Vulkanisieren mit weiteren Stoffen zu Gummi verbindet. Hieran wird geforscht, aber auch bei den vielen Hilfsstoffen, die im Reifengummi neben anderen Kautschuktypen, Ruß, Öl, Harzen und Silica verarbeitet werden und die Eigenschaften verbessern.
Abwechslung, Verantwortung und Kreativität
Seitdem sie im Sommer 2016 bei Trinseo die Ausbildung erfolgreich beendet hat, arbeitet Chemielaborantin Sophie Kreutzmann im Schkopauer Forschungsteam. Nach nur drei statt üblicherweise dreieinhalb Jahren konnte sie im Ausbildungsverbund Olefinpartner Schkopau die Lehre vorzeitig abschließen. Sicher, sie musste dafür ganz schön büffeln. Aber das war es wert.
„Ich bin glücklich mit dem Beruf“, sagt sie und begründet das mit den vielen praktischen und immer neuen Aufgaben. Auch ihr Fachwissen ist gefragt, wenn es um neue Verbindungen, andere Lösemittel, neue Herstellungsverfahren geht. Und ihr Verdienst im tarifgebundenen Unternehmen ist auch „nicht schlecht“.
Großes Interesse für die Chemie hat Sophie Kreutzmann schon immer gehabt. Das entwickelte sich weiter zum Berufswunsch, als sie im Leistungskurs während des Abiturs mit ihren Mitschülern vom Goethegymnasium Weißenfels zwei Mal im Jahr bei praktischen Kursen an der FH Merseburg Laboraufgaben widmen durfte.
„Wem Abwechslung im Beruf wichtig ist, ständiges Lernen, Verantwortung und Kreativität, dem kann ich den Beruf des Chemielaboranten einfach nur empfehlen.“