Am 1. September 1970 hieß es für achtzehn junge Männer erstmals: „Herzlich willkommen zum Start Eurer Ausbildung bei Michelin in Bad Kreuznach!“ Einer von ihnen feiert ein halbes Jahrhundert später sein Betriebsjubiläum: Auf den Tag genau tritt er seinen wohlverdienten Ruhestand an – und ist damit der erste Mitarbeiter bei Michelin in Deutschland, der auf 50 Jahre aktive Betriebszugehörigkeit zurückblickt. Der ChemieAzubi ist beeindruckt - alles Gute für Ihre Zukunft!
Ausbildung damals vs. heute
Die ersten Lehrlinge oder „Stifte“, wie man sie damals nannte, wurden bei Michelin in Bad Kreuznach zu Schlossern und Starkstromelektrikern ausgebildet. Nicht nur die Berufsbezeichnungen sind heute anders. Zwar hat sich an dem Berufsprofil nichts Wesentliches geändert. Natürlich hat sich die Technik weiterentwickelt und die Digitalisierung spielt eine immer wichtigere Rolle. Die größte Änderung aber hat sich in dem Ausbildungsablauf ergeben: Früher blieben die Lehrlinge drei Jahre in der Lehrwerkstatt. Erst dann machten sie für ein halbes Jahr einen Betriebsdurchlauf.
Heute gehen die Michelin Azubis schon nach dem ersten Jahr in die Werkhallen, wo sie zweieinhalb Jahre lang mehrfach die Fachabteilung wechseln. Außerdem bearbeiten sie nicht nur Arbeitsaufträge, sondern nehmen eigenständig Projekte in die Hand. Diese fundierte, praxisorientierte Ausbildung erleichtert ihnen wesentlich den späteren Berufseinstieg.
"Unsere Azubis lernen heutzutage viel mehr über die gesamten Prozesse, lernen vor- und nachgeschaltete Abteilungen kennen, können sich besser orientieren und Probleme hierdurch viel selbständiger angehen." Ausbildungsleiter Johannes Ender
Rund 800 Facharbeiter hat der Reifenhersteller ausgebildet - momentan sind 52 Azubis aus drei Jahrgängen auf dem Weg zu ihrem Facharbeiterabschluss. Ihre Fachrichtungen sind Elektronik in Betriebstechnik, Industriemechanik und Zerspanungsmechanik. Eine mit modernen Werkzeugmaschinen ausgestattete Ausbildungswerkstatt, vier kompetente Ausbilderinnen und Ausbilder sowie zahlreiche erfahrene Ausbildungspaten in den Produktionsbereichen sichern den hohen Qualitätsstandard der beruflichen Qualifizierung.
Auch neu: mehr Frauen, höheres Einsteigsalter, aber auch schneller Verantwortung für die Azubis
Das sind nicht die einzigen Unterschiede zwischen damals und heute: Waren technische Ausbildungen noch eine reine Männerdomäne, greifen heute auch junge Frauen zu Feile und Bohrer.
Das Einstiegsalter liegt heute bei über 16 Jahren, vor 50 Jahren waren die Lehrlinge noch 14 Jahre alt, als ihre Ausbildung begann.
Mussten die Azubis früher noch ausführliche Berichtshefte und Tätigkeitsnachweise mit mühsam erstellten manuellen Zeichnungen abliefern, wird der Monatsausdruck heute auf dem Computer verfasst.
Wenn die ehemaligen Lehrlinge früher ihren Abschluss in der Tasche hatten, ging das Lernen erstmal weiter: Auf ihren wertschöpfenden Einsatz in der Fachabteilung mussten sie langwierig vorbereitet werden. Heute verbringen die Azubis das letzte Halbjahr ihrer Ausbildung in ihrer späteren Abteilung und können nach ihrem Abschluss direkt durchstarten.