Jennifer Beutel arbeitet bei Smithers-Oasis. Das Unternehmen stellt Steckschaum für die Floristikbranche her, mit dem man Blumendekorationen arrangieren kann. „Wir haben viel mit kreativen Menschen zu tun. Da profitieren wir davon, kreative Köpfe im Haus zu haben.“
In einer schöpferischen Branche sollten originelle Bewerbungen doch normal sein. Oder?
„Wir haben noch nie eine Kreativ-Bewerbung erhalten“, resümiert Beutel. Dabei gab es so viele Chancen – schon allein in den zweieinhalb Jahren, in denen sie im Unternehmen ist: Die Personalerin hat seither – schätzungsweise – 1.200 Mappen angesehen. Alle klassisch. Kein Bewerber stach durch Mut zur Kreativität heraus.
Werkstücke einsenden – oder Fotoserien davon
Sogar als man eine Floristin suchte, sind nur schlichte Bewerbungsmappen eingegangen. „Da hätte ich mir erhofft, dass man uns ein Werkstück zusendet. Oder eine Fotoserie, die solche Stücke zeigt.“ Damit bekommen die Personaler direkt ein Bild davon, wie originell die Arbeiten des Bewerbers sind.
Auch kurze Erklär-Videos sind eine Option: Sie können zeigen, wie man die einzelnen Arbeitsschritte bis zum fertigen Werkstück ausführt. Und der Personaler sieht direkt, dass die „Kostproben“ handwerklich gut gemacht sind.
Das lässt sich natürlich auch in anderen Berufen umsetzen: Ein Informatiker kann eine Bewerbungs-Webseite von sich erstellen, ein Koch eigene Rezept-Kreation mitschicken.
Die Lage auskundschaften – passt Kreatives?
Natürlich müsse eine kreative Bewerbung auch zum Betrieb passen. „Wenn mir ein Bewerber sein Anschreiben auf einer Bratpfanne zusendet, kann ich das natürlich nicht mit unserer Branche verbinden.“
Bewirbt man sich als Koch, ist die Pfannen-Bewerbung dagegen eine ungewöhnliche Idee. „Aber ich habe das Gefühl, dass Bewerber lieber auf Nummer Sicher gehen“, meint Jennifer Beutel. Die Angst, dass man von der Personalabteilung belächelt werden könnte, ist natürlich da.
Typografisches: für Email- statt Blumenverschicker
Auch wenn man weder Blumen noch Bratpfannen verschicken möchte, gibt es Wege, die Bewerbungsmappe aufzupimpen:
„Zum Beispiel kann man sich mit ausgefalleneren Schriften oder mit Grafiken einen eigenen Briefkopf kreieren.“
Kürzlich hatte Jennifer Beutel eine Bewerbung auf dem Schreibtisch, in der Wörter durch Symbolbilder ersetzt wurden. „Als es um das Thema Schulbildung ging, stand dort nicht das Wort Schule – sondern eine Grafik mit einem Zeugnis. Das ist mir sehr positiv aufgefallen, es hat die Unterlagen aufgelockert.“ Der Bewerber wurde daraufhin zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Was anderes als Power Point
Eine weitere Möglichkeit wäre die Selbstvorstellung mittels einer Präsentation. Eine Bewerberin, die sich für eine Ausbildung bei Smithers-Oasis interessiert, hat eine animierte Prezi-Präsentation von sich und ihren Qualifikationen erstellt. Neben dem klassischen PowerPoint gibt es nämlich noch eine Menge anderer Präsentations-Tools – man muss sie nur nutzen.
Keine Papierbewerbungen
Nur noch ungern erhält Jennifer Beutel dagegen Unterlagen in Papierform: „Das ist schon umständlich für uns.“ Bewerbungen können nicht per Email an andere Mitarbeiter, die ebenfalls am Auswahlprozess beteiligt sind, weitergeleitet werden. Sollte der Kandidat eine Absage bekommen, muss die Papiermappe an ihn zurückgeschickt werden. Und: „Solche Bewerbungen sind schon sehr altbacken“, meint Jennifer Beutel.